Montag, 21. Mai 2012

"Du darfst dich nur nicht erwischen lassen" - Ligachaos in Waging!

Gut, dass ich diesen Bericht mit ein bisschen Abstand schreibe, denn das was gestern im malerischen Waging am See in der Triathlonliga Bayern, bei dem wir mit dem Fahrrad Dresel Team TV48 Erlangen am Start waren, passierte ist in meinen Augen ein absoluter Witz und durch nichts zu rechtfertigen. Aber der Reihe nach...

Zum Rennen: Völlig unverständlicherweise starteten diesmal (angeblich aus organistaorischen Gründen) Regional- und Bayernliga gemeinsam. Was bedeutet, dass ca. 140 Mann durch eine 750 Meter Schwimmrunde plügen. Und siehe da - oh Wunder - wildes geklopfe! Man konnte keine 5 Züge machen ohne jemanden zu berühren oder selbst eine abzubekommen. Ständiges hauen, stechen, ziehen! Herrlich! Im Anflug auf die erste Wendeboje nach 300 Metern konnte einem Angst und Bange werden, wenn man um sich rum eine testosterongeladene Meute sieht die wild um sich schlägt. Die Leistungsdichte ist inzwischen einfach so hoch, dass alle halbwegs planschen können. Aber dennoch war das Schwimmen halb so wild, wenn man es z.B. mit einem Ironman-Start mit 2.000 Leuten vergleicht. Ich will ja auch nicht alles dramatisieren :-) Bei mir selbst lief es dann doch noch ganz brauchbar und ich konnte gemeinsam mit den Teamkollegen Andi Sommer und Ralph Harti, in der 2. Gruppe, aus dem See krabbeln. Etwas weiter vorne tummelten sich unsere anderen beiden Jungs, Swen Sundberg und Tobi Golditz.

Dann begann das Drama. "Überraschenderweise" fuhr ein Großteil des Starterfeldes auf der topfebenen und super zu fahrenden 20km Radrunde zusammen (inkl. mir und allen Erlangern). Wir sind also vorne mit ca. 70 Mann über den Straßen gefegt, was dazu führte, dass es extrem nervös wurde. Es wurden vogelwilde Wellen gefahren, Bremsmanöver gezeigt und von den Kurven will ich erst gar nicht reden. Also dann auch noch im Pulk bei 45 km/h der Trashtalk einsetzte, war klar, dass auf dem Rad nicht mehr viel passieren würde und wir alle gemeinsam gen Wechselzone heizen werden. Damit es aber nicht langweilig wird, ging uns ein Herr auf dem Motorrad in einer gelben Weste ziemlich auf die Nerven - in Fachkreisen nennt man diese Menschen "Kampfrichter". Zuerst wurde an das Rechtsfahrgebot appeliert und wild rumgepfiffen mit der Aufforderung die Mittelline nicht zu überfahren. Wieso man das auf einer komplett gespertten Radrunde nicht darf? Fragt mich was besseres. Aber egal diese Regel gibt es nunmal und wir versuchten uns auch so gut es geht daran zu halten. Da die Herren auf den Mopeds ja meist selbst kaum sportlichen Hintergrund haben, verstehen sie es natürlich nicht, dass es nicht gerade einfach ist 70 wilde Triathleten im Pulk auf einer Fahrbahnseite zu halten, was beispielsweise überholen unmöglich macht. So wurde also recht chaotisch mal rechts mal links gefahren um möglichen Stürzen vorzubeugen. Stimmung in der Gruppe war auch ganz gut, so dass man dachte alles wäre ok. Dann machte es wieder der Herr mit der gelben Weste spannend, in dem er, um das Rechtsfahrgebot durchzusetzten, bereit war unser Leben zu riskieren. Er parkte tatsächlich sein Moped quer (!!!) auf der linken Fahrbahn. Wäre jemand in dem Moment aus der Gruppe ausgewichen - AUA! Für mich ein skandalöses Verhalten, dass die Gesundheit von uns unnötig gefährdet und absolut gar nichts zur Sicherheit beiträgt! Die Krönung dieser Farce folgte dann 1 km vor der Wechselzone. Als Swen mal wieder einer vogelwilden Welle im Feld auswich und gerade noch seinen Nebenmann zurechtweisen wollte kam der Herr in Gelb angefahren, pfiff Swen an und zeigte ihm die rote Karte - wegen überfahren der Mittelline, was er MUSSTE um nicht zu stürzen!!! Klar gibt es diese Regel, aber bei konsequenter Regelauslegung hätte jeder von uns Disqualifiziert werden müssen. So aber musste mit Swen ein bekanntes Gesicht und noch ein Athlet aus Riederau als Bauernopfer herhalten! Der Ärger bei uns war entsprechend groß und dennoch war der Willen beim Laufen alles zu geben natürlich noch da. Also "Hallo-Wach-Moment" wurde dann dafür gesorgt, dass uns die Athleten der Volksdistanz pünktlich entgegen kamen, als gerade alle die Schuhe öffneten und sich auf den Wechsel vorbereiteten. Dass da nichts passiert ist, kann man wohl als großes Glück bezeichnen.

von links: Ralph, Andi, ich, Tobi 





Das Laufen war dann das erwarte Massacker. 70 Mann rein in T2 - 15 Sekunden Friede - 70 Mann raus aus T2. Ab dann wurde geschwitzt, gelitten, gerudert, gesabbert, gegrunzt! Alles was eben dazu gehört. Als Schafrichter diente ein ca. 400 Meter langer Anstieg mit ca. 20% Steigung! HÖLLENQUALEN! Dennoch schlugen sich alle Erlangen gut. Bei mir lief es mittelmäßig, da ich weder gut bergauf noch bergab laufen kann :-) Aber das ist mein Problem!

Im Ziel war der Ärger bei uns, zum Einen wegen der Gefährdung der Athleten und zum anderen wegen Swens DSQ extrem hoch. Andi musste mich erstmal zur Seite nehmen, da ich sonst dem Herren in Gelb wohl ins Gesicht gesprungen wäre. Denn Swen fehlte uns nicht nur als Top-Ergebnis sondern kam wegen der roten Karte auch noch mit der Maximalplatzziffer von 80 in die Wertung! Spitze! Und das weil er einer gefährlichen Situation ausweicht. Am Ende bedeutet dass für uns dann einen enttäuschenden 10. Platz in der Liga. Als mir dann noch ein anderer Athlet lapidar die Worte "Du kannst alles machen im Rennen - du darfst dich nur nicht erwischen lassen" wäre mir fast der Arsch geplatzt. Einige sollten sich klar machen, dass wir in der Liga um die goldene Ananas kämpfen und da sollte doch fairness und ein guter Wettkampf im Vordergrund stehen.

Es erschließt sich mir persönlich einfach nicht, warum man nicht zwischen Regional- und Bayernliga einen Startabstand von 5 - 10 Minuten machen kann, was die Veranstaltung ja nicht künstlich in die Länge zieht. Ausserdem sorgt das gemeinsame Starten ja auch für eine völlige Wettbewerbsverzerrung in beiden Ligen.
Schade, dass uns so der Spaß an solchen Rennformaten genommen wird. Das positive an diesem Wochenende ist jedoch, dass wir uns mal wieder als absolut verschworener Haufen präsentiert haben und niemand irgendein Vorwurf gemacht wird. Alles in allem ein super Wochenende in einer wunderschönen Gegend mit einer tollen Veranstaltung. Nur die Triathlonliga Bayern sollte sich doch mal Hinterfragen und sich bei Kritik nicht gleich persönlich angegriffen fühlen. Glückwunsch auch noch an alle Siegerteams und unsere Erlanger Mädels, die diesmal einen guten 2. Platz erkämpften.

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