Am Sonntag war es also endlich soweit: Der Höhepunkt meines bisherigen Triathletendaseins stand mit der Ironman 70.3 WM in Las Vegas an.
Ich bin eine Woche vor dem Rennen angereist um mich an die Hitze und die Zeitumstellung zu gewöhnen. Das ganze war dann doch relativ aufregend, da es mein erstes Mal in der USA war und da ist Vegas schon ein ganz spezielles Reiseziel :-) In den ersten Tagen habe ich auch alleine gewohnt, was aber ganz angenehm war um meine Ruhe zu haben und mich einzugewöhnen zu können. Den sportlichen Teil absolvierte ich meistens mit den Athleten vom Team Triaguide aus Österreich, die echt super Jungs sind und mit denen ich "a riesen Gaudi" hatte. Was selbstrendend auch nicht zu kurz kam, waren ausführliche Besuche in diversen Shoppingmalls und auf dem Strip von Las Vegas. Es ist echt beeindruckend was da abgeht. Eine völlige Reizüberflutung an riesen Hotels, Lichtern, Casinos und was auch immer. Zu meiner Freude habe ich das Bellagio mit 100$ mehr verlassen, als ich es betreten habe. Alles auf Rot funktioniert ganz gut ;)
Zum Rennen: Eins war von Anfang klar, es wird HEISS! Sowohl im Wasser als auch an Land. Der Lake Las Vegas hatte kuschelige 28 Grad, was hartes Schwimmen nicht wirklich angenehm macht. Damit auch wirklich keiner frieren muss ist unsere Altersklasse auch erst um 8 Uhr morgens in Rennen geschickt worden. Da wurde es ernst. Schnelles Anschwimmen bin ich eigentlich aus den Ligarennen mit den verrückten Klopfern aus Erlangen gewohnt aber was hier abging hab ich so auch noch nicht erlebt. Startschuss fällt, ca. 250 Mann robotten an wie die wilden (mir inklusive). Nach ca. 200 Metern hab ich mich mal umgeschaut und mit Entsetzen festgestellt, das ich fast ganz am Ende war. Ich dacht mir, ok ich bin hier bei ner WM mit den krassen Jungs und werde wohl scheinbar vermöbelt. Falsch gedacht - die krassen Jungs können nämlich nur 200 Meter schnell schwimmen, ab da war ich nur noch am Überholen und hab fleißig Prügel bezogen, was die 1,9 km ziemlich nervig und vogelwild gemacht hat. Die Schwimmzeit war daher auch eher desaströs! Aber wuscht ist ja ein langer Tag...
Am Rad ging vom ersten Meter (für meine Verhältnisse) die Post ab. Ich bin mit über 280 Watt fröhlich vor mich hin gefahren, bis das Drafting-Desaster mal wieder seinen lauf nahm. Ich sag ja schon gar nix mehr wenn man nur 8 Meter Abstand hat, aber direkt ans Hinterrad ist dann schon recht dreist (ein paar Beweisfotos folgen noch). Und auf meine Zurechtweisung dann nur zu entgegnen: "Fuck you, that's racing" sagt leider viel über den Zustand und das Fairness-Gefühl im Triathlon aus und nimmt mir allmählich den Spaß an Rennen. Da ich lieber den Heldentot sterbe als mich irgendwie im Grüppchen zu verstecken bin ich einfach so lange am Anschlag gefahren bis (wie zu erwartet) der Ofen ausging. Zum Einen wurde es so ab 10 Uhr abartig heiss (über 40 Grad) und zum anderen war ich einfach von der vorherigen "Raserei" fix und fertig und so hat es mich nach 70 km grausam aufgestellt, was auch herrlich an der Wattaufzeichnung zu erkennen ist. Das Grüppchen flog dann plötzlich auch an mir vorbei und lies mich quasi in der Wüste zurück... Bitterer Moment... An einen Halbmarathon wollte ich zu dem Zeitpunkt gar nicht denken. Aber hilft ja alles nix...
Nachdem die letzten 10 km in Richtung 2. Wechselzone immer leicht ansteigend waren, kam ich also Mausgrau in der Wechselzone an und hab mir erstmal alles an Eis gegriffen was verfügbar war und ich mir irgendwo am Körper platzieren konnte. Inzwischen hatte es nämlich kuschelige 47 Grad!!! Schatten gabs natürlich auf der ganzen Laufstrecke keinen. Die Laufstrecke (3 Runden a 7km) hatte es auch in sich. 3,5 km Bergab, 3,5km Bergan. Von Anfang war es ziemlich grausam. Schnell Laufen ging nie, da die Hitze wie ein Drehzahlgegrenzer war. Ich war mehr damit beschäftigt mich irgendwie zu kühlen als flott zu rennen. In der zweiten Runde gings dann halbwegs und ich hab versucht mal richtig hart zu laufen, was ich in der letzten Runde bitter bereut habe. Aus einem fröhlichen Grunzen wurde ziemlich schnell ein mitleiderregendes Wimmern. Wenn man in den Gesichtern der Zuschauer Mitleid erkennt wenn man vorbei läuft, kann man in etwa abschätzen wie grausam es aussehen muss :-) Irgendwie hab ich mich dann doch noch ins Ziel gerettet und war einfach heilfroh, dass das Rennen vorbei war.
Durch die Hitze war es die anspruchsvollste Mitteldistanz die ich bisher gemacht habe. Es ist ein Wahnsinn wie viele Leute halb kollabiert am Straßenrand lagen. Daher macht es mich fast ein bisschen Stolz noch halbwegs solide durchgekommen zu sein. Und was noch wichtiger war: Diesmal keine Dixi-Pausen ;) (Special Thanks an Anja Beranek und Penco) Abends folgte dann noch ein lustiger Abend auf dem Strip...aber What happens in Vegas stays in Vegas... :-)
Jetzt turne ich noch eine Woche fröhlich in Tucson mit dem Abu Dhabi Team rum, bevor ich mich dann zu Hause ausführlcih meinen guten Freunden Gin und Tonic widmen werde ;-)